In einem meiner letzten Artikel habe ich die Myrte als ein weiteres, für mich sehr intensives Durft- und auch Geschmackserlebnis Korsikas ja schon angekündigt, weshalb ich mich ihr heute etwas ausführlicher widmen mag. Auch sie wird äusserlich, wie innerlich angewendet – wenngleich häufig auf eine etwas andere Art. Wie bei der Immortelle ist auch das Myrtenwasser als Gesichtserfrischer beliebt, die innere Anwendung findet aber vor allem in Form von Marmelade, Schnaps und Likör statt. Einem im übrigen sehr feinen Schnaps und Likör! 🙂
Die Myrte, auch Braumyrte oder Gemeine Myrte genannt, ist ein immergrüner Strauch, der eine Wuchshöhe von bis zu 5 Metern erreichen kann und der im Mittelmeerraum verbreitet ist. Bereits seit dem Altertum wird die Myrte kultiviert und gilt auch als eine der ersten Zimmerpflanzen überhaupt. Sie bevorzugt etwas feuchtere, steinige, kalkfreie Böden und fühlt sich daher auch auf Korsika sehr wohl. Im alten Griechenland war sie übrigens der Göttin Aphrodite, die ja bekanntlich die Göttin der Liebe und Schönheit ist, geweiht. Myrtenzweige gelten seit jeher als Symbol für Jungfräulichkeit, Lebenskraft und viele gesunde Kinder, aber auch für über den Tod hinausgehenden Liebe.
Zwischen Mai und August entwickeln sich an den Sträuchern kleine, weisse und duftende Blüten, die später kugelige, etwa 1 cm grosse, blauschwarze Beerenfrüchte ausbilden. Diese werden unter anderem für die Herstellung des korsischen Myrtenlikörs, des Myrtei, verwendet. Aus den Blättern des Strauchs wird ein Öl gewonnen, dem verschiedene Anwendungsgebiete zugeordnet werden können: von entzündeter Haut über Erkrankung der Atemwege, einer entkrampfenden und antibakteriellen Wirkung bis hin zur Hilfe bei depressiver Verstimmung ist die Myrthe einsetzbar. Übrigens war die Myrte früher vor allem als Schönheitsmittel bekannt. Das Wasser, welches man bei der Destillation gewann, wurde auch Engelswasser genannt und war bei vielen Frauen beliebt zur Reinigung der Haut. Heute sind Schnaps und Likör die wahrscheinlich bekannteren Anwendungsgebiete.