Wer schon einmal in den österreichischen Bergen zum Wandern unterwegs war, der kennt ihn garantiert: den Zirbenschnaps. Neben dem Enzian- und diversen Obstschnäpsen gehört dieser zum Standardsortiment fast jedes Restaurants und jeder Berghütte. Nachdem es in Innsbruck die grössten Zirbenbestände Europas gibt war für mich sonnenklar: da muss ich hin!
Die Zirbelkiefer, oder auch Zirbe beziehungsweise Arbe genannt, gehört zur Familie der Kieferngewächse und ist in den Alpen und Karpaten beheimatet. Mit einer Höhe von bis zu 25 Metern und einem Alter von bis zu 1´000 Jahren ist sie ein beliebter Rohstofflieferant für Holzmöbel wie Betten und Schränke/Kästen. Die Samen, welche auch für die Schnapsherstellung verwendet werden, werden irreführend auch Zirbelnüsse genannt – obwohl es sich nicht um Nüsse, sondern um Zapfen handelt. Erntezeit ist je nach Wetter zwischen Ende Juni und Anfang August für ca. 3 bis vier Wochen. Wenn die Zapfen zu gross werden, verlieren sie ihren Geschmack und ihre Farbe. Die Ernte selbst ist aufgrund der dünnen Äste der Zirbenkiefer sehr gefährlich, auch dieses Jahr sind schon wieder Menschen bei der Ernte verunglückt. Da die Zirbe unter Schutz steht, darf man sich für den Hausgebrauch übrigens nicht selbst bedienen, die Mitnahme von 3 Zapfen pro Person und Tag wird aber geduldet.
Das Rezept für den Zirbenschnaps beruht oft auf einer langen Familientradition und wird streng gehütet. In der Regel werden die Zapfen geviertelt oder in Scheiben geschnitten (dies geht übrigens nur bei wirklich jungen Zapfen, sind sie zu alt ist ein Durchschneiden nicht mehr möglich). Diese werden mit Kornschnaps, Alkohol oder Obstler sowie mit meistens braunem Kandiszucker in Einweckgläsern angesetzt und für ca. 3-4 Wochen eingelegt. Lagert man den Schnaps im Dunklen, erhält er eine eher hellrosa Farbe wohingegen er eher dunkler wird, wenn man ihn im Hellen lagert – geschmacklich macht das aber keinen Unterschied. Anschliessend muss die Flüssigkeit gefiltert werden (z.B. durch einen Teefilter) und wird in kleine Flaschen abgefüllt. Gelagert werden sollte der Schnaps dann in jedem Fall im Dunklen, damit er seine Farbe nicht verliert. Durch den Zucker und Alkohol bleibt er für viele Wochen haltbar.
Zu Ehren der Zirbe wurde auf dem Hausberg Innsbrucks, dem Patscherkofel, vor einigen Jahren der Zirbenweg ausgeschrieben. Die ca. 2 ½ stündige, mittelschwere Panoramawanderung führt von der Tulfeinalm (Glungezerbahn Bergstation) zur Bergstation Patscherkofelbahn (die Route kann auch in umgekehrter Reihenfolge gegangen werden) durch einen der grössten und ältesten Zirbenbestände Europas. Mit einem Abstecher zum Gipfel verlängert sich die Tour um ca. eine Stunde. Sie bietet herrliche Einblicke in das Inntal sowie einen grandiosen Ausblick auf rund 400 Alpengipfel. Verschiedene Hütten auf der Route bieten ausgiebige Möglichkeiten zur Rast und Einkehr – und natürlich darf jeweils ein Zirbenschnaps nicht fehlen.
Zirbenschnaps der diesjährigen Ernte vom Hüttenwirt Markus Weber im Schutzhaus Patscherkofel.