Peru ist bunt, fröhlich und traditionsbewusst. Dies wird nicht zuletzt durch die vielen traditionellen Trachten, die vor allem die Frauen und Kinder tragen, deutlich. In Souvenirläden und Kleidergeschäften kann man Pullover und Decken, Schals und Mützen, Handschuhe und Ponchos unterschiedlichster Qualitäten – von Alpaka über Baby-Alpaka (übrigens das Beste, was es auf dem Markt gibt) bis hin zu normaler Schafswolle erstehen. Wo die wirklich handgefertigten Produkte wirklich herkommen und wer sie wie herstellt, durften wir bei unserer Rundreise mit G Adventures erfahren. Bei einem Besuch eines Webereiprojekts, das zusammen mit Planeterra betrieben wird, wurde uns gezeigt, wie noch heute nach traditionellem Handwerk gearbeitet und gelebt wird. Das Dorf liegt in Pisaq im Heiligen Tal, etwa eine Stunde von Cusco entfernt, und wird von Planeterra unterstützt.
Die Frauen sind sehr stolz auf ihre Arbeit und geben bei einer kleinen Demonstration einen Einblick in ihren Alltag. «Es gibt hier keine Ferien. Wir arbeiten 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Aber eigentlich fühlt es sich überhaupt nicht an wie Arbeit. Denn es ist unser Leben! Wir sitzen mit unseren Freundinnen, unseren Schwestern und Kindern zusammen und tun einfach, was uns Spass macht» erklärt uns eine der Damen in ihrem bunten Gewand stolz. Und genau diesen Eindruck hat man auch, die Frauen scheinen mit sich und ihrer Welt im Reinen zu sein. Für einen der aufwändigen Schals kann man gut und gerne auch mal mehrere Wochen brauchen, einfache Pullover oder Mützen sind in wenigen Stunden gewebt oder gestrickt.
Während die Männer des Dorfs die Feldarbeit erledigen, wird hier gelacht, erzählt, den Touristen die Produkte präsentiert, gefeilscht, gerechnet, die Wollegesponnen und mit natürlichen Farben gefärbt, gewebt, die Lamas und Alpakas versorgt und geschoren oder die Meerschweinchen gegrillt (ein nicht so schöner Punkt der peruanischen Kultur wie ich finde. Aber gut, wo zieht man die Grenze zwischen Haustier und Nutztier…?)
Ich kaufe einen Pullover, einen Poncho, eine Mütze und einen Schal und bin traurig, dass ich nicht viel mehr Bargeld eingesteckt habe, denn Produkte in einer solchen Qualität zu einem doch verhältnismässig moderaten Preis findet man kaum. Und das schöne: Man unterstützt mit jedem Kauf die Frauen vor Ort, die so ihre Familien ernähren und langfristig ihre Tradition erhalten können. Man kann dadurch seine Wertschätzung ausdrücken für die harte Knochenarbeit, die wir als Bürostuhlakrobaten uns gar nicht mehr vorstellen können, und nebenbei noch wundervolle Produkte erstehen. Ganz ehrlich, ich freue mich schon auf den Winter, wenn ich meinen Alpaka-Pulli endlich wieder anziehen kann. 😊
Als zweiter Stopp stand der Besuch einer Töpferei auf dem Programm, bei dem in traditioneller Art Lehmziegel für den Bau von Häusern, ganz wie das bei uns vor ein paar Jahrzehnten oder Jahrhunderten, je nach Region auch noch der Fall war, hergestellt wurden. Natürlich schön mit den nackten Füssen in die Matsche, kräftig treten, die Masse mit Stroh vermischen, weiter treten, alles in vorgefertigte Holzformen geben und anschliessend zum Trocknen in die Sonne. Fusspeeling inklusive! Beeindruckend waren auch die filigranen Töpferarbeiten der Frauen, die in faszinierender Handwerkskunst kleine Figuren, Perlen oder Schüsselchen herstellen und bemalen. Die Pinsel sind teilweise aus Katzenhaar – nachdem ich weiss, was mit den Meerscheinchen passiert, habe ich mich aber nicht gefragt nachzufragen, wie es den Katzen danach geht. Zur Hochzeit bekommt traditionell jedes peruanische Pärchen zwei Stiere aus Ton geschenkt, die das Hausdach zieren und das Paar beschützen sollen. Irgendwie netter als das bei uns übliche Hochzeits-Porzellan – auch wenn man hoffen muss, dass einem die Tierchen nicht beim nächsten Unwetter auf den Kopf fallen. Aber auch das kann ja bekanntlich ein Zeichen sein…