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Deutschlands Schätze – Mannheim: von Technik, Bier und Spaghettieis

In den kommenden Wochen werdet ihr viel bei mir über verschiedene Regionen und Städte Deutschlands lesen. Dies liegt daran, dass ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen habe, meine eigene Heimat (wenn auch seit einigen Jahren aus der Schweiz heraus) neu zu entdecken – vor allem die Gegenden und Regionen, die ich bisher auch nur aus der Ferne kenne. Daher kam die Pressereise „Mit dem Fahrrad auf den Spuren des Bieres“ des Tourismusverbands Baden-Württemberg genau richtig. Wenn ihr euch jetzt die Frage stellt, wie denn Bier und Velo (für meine deutschen Leser, das ist der Schweizer Begriff für das Fahrrad) zusammenpassen – ihr werdet es erfahren!

Vor kurzem ging es also für unsere kleine Reisegruppe aus der Schweiz ins schöne Baden-Württemberg. Knapp drei Stunden Zugfahrt später erreichten wir Mannheim, das erste Etappenziel unserer Reise. Nach dem Einchecken im Hotel ging es auch schon gleich los und ab auf die Räder, und zwar auf Velos einer Nextbike-Station. Ich muss zugeben, bisher habe ich mich immer gefragt ob diese Radstationenen wirklich gut sind und man die Räder wirklich fahren kann. Daher war ich wirklich sehr positiv überrascht, als sich diese mit einer App extrem einfach ausleihen und danach auch noch individuell höhenverstellen liessen. Es hat kaum etwas geklappert und sie haben einen wirklich guten Eindruck gemacht – daher mein Tipp an euch: probiert es einfach einmal aus!

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Die erste Station unserer Mannheim Tour war das Technoseum. Da ich überhaupt kein Freund von langweiligen Museen bin, war ich auch hier eher zurückhaltend, wurde aber bald eines besseren belehrt. Im Technoseum findet derzeit eine Sonderausstellung „Bier. Braukunst und 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot“ statt, die ebenfalls Teil unseres Programms war. Sowohl für die Ausstellung, aber auch für das gesamte Museum gilt: hier ist nichts eingestaubt, hier gibt es keine langweiligen Schaukästen oder seitenweise Text, den man lesen muss. Die Idee des Museums basiert viel mehr auf der Idee der Interaktion und des Erlebens – was wirklich gut gelungen ist. Die Hauptzielgruppe Kinder, Jugendliche und Familien wird so spielerisch an Naturwissenschaften herangeführt. Neben Oldtimern – diese dürften wohl eher bei den Vätern für Begeisterung sorgen – gibt es eine Sammlung zur Medizintechnik des 18. Jahrhunderts, einen grossen Bereich zur Bionik, die die Natur als Inspirationsquelle für technische Innovationen nutzt, aber auch einen ca. 200 Jahre alten, funktionstüchtigen Webstuhl.

Die Bierausstellung zeigt mit über 300 Exponaten die vergangenen 4000 Jahre Bierbraugeschichte, angefangen beim Brotbrei der Sumerer über den Beginn der industriellen Herstellung im späten 19. Jahrhundert bis hin zum aktuellen Craft-Beer-Trend (die Loncium-Brauerei in Kärnten habe ich euch ja erst vorgestellt. Sie ist ein tolles Beispiel, was alles mit Initiative und Ideenreichtum möglich ist). Anlass für die Ausstellung ist der 500. Geburtstag des Deutschen Reinheitsgebots, der neben Bayern eben auch in Baden-Württemberg (dem zweitwichtigsten Bier-Bundesland) gefeiert wird. Das Reinheitsgebot besagt, dass für das Herstellen von Bier nur die Zutaten Bier, Hopfen, Malz, Hefe und Wasser verwendet werden dürfen, was früher keine Selbstverständlichkeit war, wurde doch alles mögliche und unmögliche, teilweise auch gesundheitsgefährdende, zum Brauen verwendet. Für Hopfen hat man sich übrigens entschieden, da der Weizen zu dieser Zeit sehr rar war und für die Herstellung von Brot benötigt wurde. Was ich nicht wusste ist, dass das Brauen wie das Brotbacken ursprünglich reine Frauensache war! Das sogenannte Braukränzchen ist zudem der Vorläufer des Kaffeekränzchens: Da das Bier sehr schnell verdarb wurden Familie und Nachbarn eingeladen, die natürlich immer gerne mittranken. Die Braumeisterin trug dabei einen Ehrenkranz, das „Braukränzchen“. Tja, eigentlich schade, dass es das so heute nicht mehr gibt, klingt nach einer netten Gesellschaft! 🙂 Besonders spannend fand ich an der Ausstellung auch die vielen original Werbetafeln für Bier: heute kaum mehr vorstellbar wurde Bier noch bis vor wenigen Jahrzehnten als Familiengetränk gepriesen, als flüssiges Brot bezeichnet oder auch ärztlich empfohlen.

Nach so viel Bier in der Theorie durfte natürlich auch die Praxis nicht zu kurz kommen, weshalb der nächste Stopp unserer Velotour die Privatbrauerei Eichbaum war. Die Brauerei wurde vor über 335 Jahren gegründet und ist heute eine der grössten und leistungsfähigsten Brauereien Baden-Württembergs. Sie ist zudem das älteste Unternehmen Mannheims, das seit seiner Gründung zwar ein paar Mal umgezogen ist, aber immer nur im Stadtgebiet. Falls ihr euch an Karamalz aus der Kindheit erinnert, es stammt beispielsweise von Eichbaum. Zudem gibt es noch viele andere Biersorten sowie alkoholfreie Limonaden.

So, nun will ich euch aber auch noch ein bisschen was von Mannheim selbst erzählen. Die Stadt wurde in Quadrateform gebaut, was sie einzigartig in Deutschland macht. Das Strassensystem ohne Strassennamen, dafür mit Buchstaben und Nummern, ist im ersten Eindruck extrem verwirrend, hat man es aber einmal begriffen kann man sich in den 144 Quadraten leicht orientieren. Als Universitätsstadt ist Mannheim mit knapp 300´000 Einwohnern die drittgrösste Stadt von Baden-Württemberg. Sie liegt nördlich des Oberrheingebiets an der Mündung des Neckars und des Rheins in der Metropolregion Rhein-Neckar (ebenso wie Heidelberg). Durch ihre bewegende Geschichte sind einige spannende Gebäude erhalten: als ehemalige Residenzstadt der Kurpfalz geizt sie nicht mit ihrem imposanten Barockschloss, einer der grössten Schlossanlagen der Welt. Vor allem der Mannheimer Wasserturm in einer der schönsten europäischen Jugendstilanlagen hat es mir angetan, ihr werdet ihn auf einigen Bildern erkennen.

Neben Bier hat Mannheim kulinarisch noch so einiges anderes zu bieten. Daher war unser nächster und auch letzter Halt für diesen Tag bei der Eisdiele Fontanella. Nichts Besonderes denkt ihr? Na dann wartet einmal ab. Neben der extra zum Bierjubiläum kreierten Eissorte in Biergeschmack hat die Eisdiele nämlich noch eine andere Besonderheit: Mario Fontanella, der Besitzer der Eisdiele, ist nämlich der Erfinder des Spaghetti-Eises! Und das musste natürlich ausgiebig probiert werden. Und spätestens jetzt wird uns klar, weshalb diese Eisspezialität ihren Siegeszug quer durch Deutschland gefeiert hat und heute in jeder vernünftigen Eisdiele zu finden ist – es ist einfach mega fein oder für meine deutschen Leser: LECKER! 🙂

 

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3 Kommentare zu “Deutschlands Schätze – Mannheim: von Technik, Bier und Spaghettieis

  1. Womolix

    Ein, wie ich finde, guter Entschluss die Schönheiten, die vor der Haustüre liegen zu bereisen. Dies tun wir auch immer wieder, mit wachsender Begeisterung, nach dem Motto: „Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!“

  2. mannisfotobude

    Ich finde es gut mal die Orte zu bereisen die in der Nähe sind. Kenne Menschen die haben fast schon alle Kontinente besucht aber im Umkreis von 100 km haben sie keine Ahnung ! Und 300 Biersorten- unglaublich aber es wird nun mal in der ganzen Welt getrunken !

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