Immortelle und Myrte, das sind die beiden Gerüche und auch Geschmäcker, die ich extrem stark mit meiner Lieblingsinsel – und damit meinem Herzensort – verbinde. Drei Mal durfte ich in den letzten Monaten Zeit an diesem wunderschönen Ort verbringen, der inzwischen zumindest in meinem Herzen zu einem weiteren Zuhause geworden ist. Kleiner Exkurs: Das am wenigsten erforschte Gedächtnis ist ja das Geruchs- und Geschmacksgedächtnis, obwohl es einen extremen Einfluss auf uns und unsere Emotionen hat. Egal ob bei der Wahl eines Partners, der Lebensmittel für das Abendessen oder des Parfüms, wir werden von unseren Erfahrungen unterbewusst gesteuert, lehnen gewisse Gerüche instinktiv ab und fühlen uns bei anderen wohl. Ein kleines persönliches Erlebnis möchte ich euch hierzu noch erzählen: ich war mit drei Jahren das erste Mal bei meiner Tante Helene in Shirley, New York, zu Besuch. Ein paar Erinnerungsbrocken habe ich noch, wobei ich nicht weiss, ob diese nicht durch die Bilder gestützt sind, die es von diesem Besuch gibt. Mit 15 Jahren kam ich dann allerdings zurück in das Haus meiner Tante – und ich konnte mich schlagartig an den Geruch von damals erinnern, der mich auch heute noch jedes Mal fasziniert, wenn ich (leider viel zu selten) bei ihr bin. Es ist ein Geruch nach Geborgenheit, dem Salzwasser des Meeres, dem Holz aus dem Kamin vom letzten Winter, von der Freude die in diesem Haus herrscht und herrschte und den tollen Menschen, die hier ein und aus gehen.
Lange hatte ich kein solch starkes Geruchserlebnis mehr, bis zu meinem ersten Besuch auf Korsika im vergangenen Sommer. Die Immortelle, die Mittelmeerstrohblume, stand in ihrer vollen Blüte und bedeckte damit die Landschaft, hüllte sie in ihren unverwechselbaren Duft. Einmal in der Nase vergisst man den Geruch der „Unsterblichen“ nie wieder. Manche hassen ihn („das riecht ja würzig, wie Maggi“), andere lieben ihn („ich möchte selbst riechen, wie eine Immortelle“). Ich selbst habe einen kleinen Immortellen-Strauss zuhause, den ich mir im Sommer mitgebracht habe – und habe mir beim letzten Besuch auch ein Immortellen Gesichtsspray gekauft. Damit gehöre ich wohl zur zweiten Sorte. 🙂 Nun aber noch einmal zum Anfang und zur Immortelle selbst.
Die Italienische Stohblume, auch Italienische Immortelle oder Currykraut genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Korbblüter, die im Mittelmeerraum beheimatet ist. Der botanische Name „Helichrysum“ stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Gold der Sonne“. Sie wächst in der Regel als Halbstrauch und erreicht Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimeter. Die Hauptblütezeit ist je nach Region von Mai bis August, in Korsika vor allem im Mai und Juni. Dem Öl wird eine grosse Heilwirkung zugesprochen, sowohl spirituell wie auch physikalisch, innerlich wie äusserlich. So wird es beispielsweise bei nervöser Erschöpfung, Depression, Lethargie aber auch zur Regenerierung der Haut und für eine beschleunigte Wundheilung eingesetzt. Seine Antiseptische Wirkung soll sogar deutlich grösser sein als die der heimischen Kamille. Zudem hilft sie als Anti-Oxidant dabei, freie Radikale einzufangen, die Leber zu entgiften und Metalle aus dem Körper auszuleiten. Sie kann das Immunsystem anregen und wirkt bei Verdauungsstörungen gegen Magenkrämpfe. Die Immortelle gibt es in verschiedenen Formen, als Wasser, Öl oder auch frisch beziehungsweise getrocknet für den Kochtopf. Also ein extremes Allround Talent!
Für mich ist sie aber vor allem eines: Mein direkter Weg zu meinen tollen Erinnerungen an eine wunderschöne Zeit die sofort in mir auftauchen, wenn ich den Geruch in der Nase habe.