Weinbau und Schilcher Wein
Die Steiermark ist ein relativ kleines Weinbaugebiet mit knapp über 4´000 Hektar Anbaufläche, was ca. 9 Prozent der Gesamtanbaufläche Österreichs entspricht. Dabei ist es unterteilt in drei Weinbaugebiete: Südsteiermark, Weststeiermark und Vulkanland Steiermark. Insgesamt sind hier über 2´300 Betriebe mit dem Weinbau beschäftigt. 77 Prozent der Gesamtweinbaufläche werden für Weissweinsorten, 12 Prozent für Rotweinsorten und 11 Prozent für die Roséspezialität Schilcher genutzt. Wo wir schon beim Thema wären: dem unglaublich fruchtig schmeckenden, rosa leuchtenden, nach schwarzen Johannisbeeren duftenden Schilcher Wein. Die autochtone Rebsorte Blauer Wildbacher wird nirgendwo sonst so vollendet ausgebaut wie in der Weststeiermark. In diesem Jahr ist der Genuss eines echten Schilchers noch ein bisschen wertvoller: durch den späten Frost ging ein Grossteil der Ernte kaputt, weshalb es in diesem Herbst auch kaum Schilcher Sturm geben wird.
Buschenschank
Der Buschenschank gehört genauso zum Bild der Steiermark wie Kürbis und Wein, bildet er doch einen wichtigen kulturellen Höhepunkt für Einheimische wie Urlauber. Ursprünglich waren die Buschenschänke zur Verpflegung der Menschen während der Weinlese mit lokalen Getränken und einer kleinen Jause (einer kalten Fesper/Brotzeit) eingerichtet worden. Heute gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Betriebe, von traditionell bis modern. Gemeinsam haben sie aber alle, dass ein Grossteil der Produkte aus der Region stammt und dass es nur kaltes Essen und auch kein Bier oder Kaffee gibt (ganz im Unterschied zum „Heurigen“). Um die Qualität der Buschenschänke einzuschätzen, wurde ein Gütesiegel „Ausgezeichneter Buschenschank“ entwickelt. Voraussetzung für die Auszeichnung sind die Kreativität der Jause, eine höchste Weinkultur (mindestens 50 Prozent der Weine müssen Qualitätsweine mit staatlicher Prüfnummer sein; die Weine müssen auch offen ausgeschenkt werden; die Glaskultur und Präsentation der Weine muss modernen Anforderungen entsprechen), eine Mindestauswahl an Fruchtsäften aus heimischer Erzeugung, ein Erlebnisangebote sowie laufende Qualitätskontrollen. Die Klassiker auf der Speisekarte sind seit jeher die Bretteljausen, garniert mit einem Häufchen herzhaft scharfen steirischen Kren (Meerrettich). Zudem gibt oftmals Käferbohnensalat mit Kürbiskernöl und gutes Bauernbrot, serviert in wunderschönen Landschaften – was uns gleich zum nächsten Thema bringt, den Käferbohnen. Wir dürfen einen Abend gemeinsam mit der Steirischen Weinkönigin Johanna II. im Buschenschank Jauk in Deutschlandsberg verbringen und uns durchs Sortiment probieren. Spätestens nach diesem Abend haben ich den grössten Respekt vor dem Amt einer Weinkönigin und bin erstaunt und begeistert, wie souverän Johanna ihren Job macht. Wirklich grosses Kompliment!
Ein Besuch im Käferbohnenkabinett
Eine weitere Besonderheit der Region sind die sogenannten Käferbohnen, die man vor allem als Salat aber auch als Aufstrich in Buschenschanken wie Restaurants findet. Sie schillern in allen möglichen Farben von Braun, Beige, Schwarz bis hin zu Lila und sind dabei nett getigert. Bekannter ist die Käferbohne unter dem Namen Feuerbohne, den sie ihren leuchtend roten Blüten zu verdanken hat. Bekannt ist die aus Mittelamerika stammende Hülsenfrucht auch als Prunkbohne, Blumenbohne, Rosenbohne, Schminkbohne, Türkische Bohne und Arabische Bohne. Kulinarischen Kultstatus geniesst sie jedoch nur in der Steiermark, und zwar als Käferbohne. Hier wird sie vor allem als Käferbohnensalat mit Kürbiskernöl gegessen.
Michaela Summer ist die Käferbohnenkönigin, die wir im Rahmen unserer Steiermark-Rundreise in ihrem Käferbohnenkabinett besuchen durften. Die kleine Ausstellung wurde 2012 eröffnet und zeigt alles rund um die Käferbohne. Diese wird übrigens immer in Kombination mit Maispflanzen angepflanzt, da diese als Stützpflanze für die Bohnen dient. Der Mais wird dabei ca. 2 ½ Meter hoch, die Käferbohnenpflanze erreicht eine Höhe von bis zu 5 Metern. Übrigens wussten bereits die Indianer, dass Mais und Käferbohnen gut miteinander harmonieren! Die Ernte findet erst Mitte/Ende November nach dem ersten Frost statt – für dieses Jahr sieht sie übrigens sehr vielversprechend aus. Der Mais und die Käferbohnen werden gemeinsam gedroschen, danach getrocknet und gereinigt sowie händisch sortiert. Die Steirische Käferbohne ist mit dem Herkunftsschutz geschützt, insgesamt gibt es ca. 300 – 500 Hektar Anbaufläche in der Steiermark. Durch ihren hohen Anteil an Kohlehydraten und Eiweiss sind sie zudem ein optimaler Fleischersatz.
Schlemmen im Restaurant Mühlenhof
Das besondere steirische Wirtshaus Restaurant Mühlenhof liegt idyllisch an der Mur und dem Murradweg gelegen und bietet traditionell raffinierte Kulinarik bei gemütlicher Wirtshausatmosphäre. Ein Besuch der Murecker Schiffsmühle ist ein zusätzlicher Anreiz, waren Schiffsmühlen doch bis vor wenigen hundert Jahren noch etwas Allgegenwärtigen, wurden aufgrund der aufkommenden Schifffahrt fast gänzlich verdrängt. Heute gibt es nur noch rund 100 dieser Mühlen. Nach einem originalen Vorbild errichtet gibt die Murecker Schiffsmühle seit 1997 einen spannenden Einblick in die Geschichte der Energiegewinnung.
Das Genussregal vereint Produzenten der Region
Die Vinofaktur Genussregal in Vogau ist Ausstellung und kulinarische Fundgrube zugleich. Die Ausstellung basiert auf dem Grundgedanken, regionale Produkte besser kennenzulernen und auch einen Einblick in deren Herstellung sowie die Menschen dahinter zu geben. Ausgestattet mit einem kleinen Porzellanlöffel kann man daher verschiedenste Produkte, vom Kürbiskernöl unterschiedlicher Produzenten, über Schokolade und Schokoladenrohmasse, verschiedene Essigsorten bis hin zum klaren Obstbrand alles probieren. Natürlich darf auch der Wein nicht fehlen – in der Markthalle finden sich über 2´500 steirische Weine und Delikatessen. Insgesamt 250 Steirische Genussproduzenten stellen hier ich Sortiment zur Schau und laden zum Probieren ein. Die Vinofaktur in ihrer heutigen Form gibt es seit 2014.